Israel-Berlin – ein interkultureller Jugendaustausch
Transformation | 18.11.2022
Helliwood begleitete im November 2022 eine Gruppe von zwölf Jugendlichen aus Berlin auf ihrer Reise nach Israel. Unsere Projektmanagerin Katrin Schuberth stand mit ihrer pädagogischen Expertise und als Medienberaterin zur digitalen Unterstützung des Projektes zur Verfügung. Mit dem Einsatz von digitalen Tools sollte die Zusammenarbeit und die digitale Kommunikation für den Jugendaustausch von Building Bridges Berlin e.V. optimiert werden.

„Im Leben muss man Fragen stellen, um Antworten zu bekommen, denn ohne Antworten versteht man die Welt nicht.“
Überlebender des Holocausts Michael Milo, Tel Aviv am 11. November 2022.
Wer lebt in Israel? Wie leben Familien in Israel? Welche TikTok-Kanäle schauen sich israelische Jugendliche an? Welche Sportarten finden sie interessant?
Die Liste der Fragen ist lang, wenn man als junger Mensch die einzigartige Gelegenheit erhält, in eine andere Kultur einzutauchen. In diesem Fall lernen die zwölf Jugendlichen der Berliner Reinhold-Burger-Schule und Max-Bill-Schule Israel kennen, das seit 3000 Jahren von unterschiedlichen Kulturen und politischen Konflikten geprägt ist. Daher drängen sich gleich viele weitere Fragen auf: Welche Rolle spielt der politische Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern im Alltag der Bevölkerung? Wie war das mit dem Gazastreifen und dem Westjordanland? Wie schmeckt Shakshuka? Und die Männer mit den Locken am Ohr? Araber gibt es dort auch, oder?
Die Reise beginnt mit dem Jugendaustausch zwischen den deutschen und israelischen Jugendlichen und so tauchten die Berliner Jugendlichen schnell ein in die Herzlichkeit der jüdischen und arabischen Familien. Mit berührender Gastfreundlichkeit empfingen 16 israelische Jugendlichen die Berlinerinnen und Berliner und gaben bereitwillig Einblick in ihre Heimat in jüdischen Kibbuzim und arabischen Gemeinden, in einer ländlichen Region, die eine Stunde nördlich von Tel Aviv liegt.
Tagsüber traf sich die gesamte Gruppe zu interkulturellen Workshops, um sich kennenzulernen, Entdeckungstouren durch die Region zu machen oder sich gegenseitig die jüdischen und arabischen Gemeinden vorzustellen. Dabei besuchten alle gemeinsam unterschiedliche Kibbuzim, Schulen für jüdische Israelis sowie Schulen für arabische Israelis, geschichtsträchtige Orte und Museen und die Grenzmauer zum Westjordanland. Gepaart wurden diese Eindrücke natürlich auch mit der Entdeckung der kulinarischen Köstlichkeiten – Shakshuka, Baklava, Schawarma, Falafel, Hummus und vieles mehr stand auf dem Verpflegungsplan.
Die trotz kultureller und sprachlicher Unterschiede spontane Verbundenheit der Jugendlichen, die Neugier aufeinander und der natürliche Spaß miteinander beeindruckten die erwachsenen Betreuerinnen und Betreuer und bestätigten sie in ihrem Handeln: Freundschaften sind die besten Brücken zwischen Kulturen und Ländern.
In Givat Haviva – Center for a Shared Society lag der Ausgangspunkt der zehntägigen Israel-Reise der deutschen Delegation. Der Kultur- und Bildungsort fördert seit 1948 die Vermittlungs- und Begegnungsarbeit zwischen jüdischen und arabischen Israelis. Aus diesem Grund begegnet man auf dem Gelände zahlreichen jungen Menschen aus Israel, Europa und weiteren Ländern. Givat Haviva ist ein Ort, der mit unterschiedlichen Formaten und Ansätzen Kulturen verbindet und Vorurteile abbaut. Neben der internationalen Schule befindet sich auf dem Gelände auch ein Ort des Gedenkens an den Holocaust, ein Zentrum für arabische Kultur und ein Museum mit Ateliers für junge und erwachsene Künstlerinnen und Künstler aus Israel, die sich mit dem jüdischen und arabischen Zusammenleben beschäftigen. Ziel der Aktivitäten ist das friedliche Miteinander in Israel zu fördern.
Mit dem interkulturellen Erlebnis und dem Gemeinschaftsgefühl im Gepäck begaben sich die zwölf Jugendlichen aus Berlin und ihre Betreuerinnen nach vier Tagen nun auf die Pfade jüdischer Identität. Sie besuchten die Festung Masada – eine archäologische Stätte in der judäischen Wüste, die vor über 2000 Jahren den Jüdinnen und Juden als Versteck vor den Römern diente. Und sie besichtigten Yad Vashem, die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, deren beeindruckende Architektur, die Erinnerung und das Gedenken an die sechs Millionen im Nationalsozialismus getöteten Judinnen und Juden symbolisiert.
Neue Erkenntnisse rund um die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam verdankte die Gruppe der seit über 40 Jahren in Israel lebenden Bibliothekarin Yoella, die der Gruppe eine wunderbar anschauliche Führung durch die Altstadt Jerusalems verschaffte. Auf einem Quadratkilometer befinden sich hier die heiligen Stätte aller drei Religionen, sodass man zahlreiche religiöse Besucherinnen und Besucher beim Pilgern beobachten kann.
Besonders beeindruckend war der Besuch und das Gespräch mit dem Holocaust Überlebenden Michael Milo in Tel Aviv und seine Sicht auf das Fragen stellen, dem er eine besondere Bedeutung beimisst: „Im Leben muss man Fragen stellen, um Antworten zu bekommen, denn ohne Antworten versteht man die Welt nicht.“ Die vielen Fragen zu Beginn der Reise waren wichtig, um die Welt in Israel Stück für Stück zu verstehen. Mit dem Gefühl jetzt noch konkretere Fragen über Kultur, Leben und Politik in Israel stellen zu können, werden die Berliner Jugendlichen im Dezember 2022 die 16 israelischen Freundinnen und Freunde bei sich empfangen und den Austausch weiter vertiefen.
Seit 20 Jahren ermöglicht der Verein Building Bridges e.V. Jugendlichen aus Deutschland, Polen und Israel das Erlebnis des interkulturellen Jugendaustausches. Das Projekt wird u.a. gefördert durch ConAct, Ursula Lachnit-Fixon-Stiftung und dem Berliner Senat. Der Verein Building Bridges geht auf die Begegnung und das Engagement eines engagierten Lehrers aus Frankfurt (Oder) und einer engagierten Lehrerin aus Ben Shemer in Israel zurück.
Der Jugendaustausch wird auf Instagram durch Helliwood media & education begleitet @buildingbridgesberlin.
Autor: Katrin Schuberth